Diagnostik von möglichen Komplikationen des Bluthochdrucks
Die Folgen und Komplikationen des Bluthochdrucks sind vielfältig und wirken sich besonders bei den Gefäßsystemen von Gehirn und Herz aus, betreffen jedoch auch alle anderen Organe. Hier werden verschiedene Komplikationen, sowohl akute, wie auch Langzeitfolgen für die verschiedenen Organe vorgestellt, die es durch eine adäquate Einstellung möglichst zu verhindern gilt.
1. Hypertensiver Notfall:
Es handelt sich um eine plötzlich auftretende schwere Hypertonie mit vitaler Gefährdung des Patienten durch akute Organschäden:
- Hochdruckenzephalopathie mit der Gefahr eines Schlaganfalls durch Versagen der Autoblutdruckregulation des Gehirns mit Erweiterung der Hirngefäße und krankhaft vermehrter Durchblutung: Symptome sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, evtl. neurologische Ausfälle und Krampfanfälle. Ohne sofortige Therapie drohen Bewußtlosigkeit, Atemstörungen und Tod!
- Linksherzüberlastung mit Gefahr des Lungenödems durch den zu hohen Druck
- Angina pectoris Anfall mit Brustschmerzen
- Aortendissektion - das Einreissen der großen Körperschlagader ist selten.
2. Gefäßsystem:
Eine frühzeitige Arteriosklerose (Arterienverkalkung) entwickeln 50-60% der Hypertoniker. Das Ausmaß läßt sich am Bild des Augenhintergrundes ablesen (hypertensive Retinopathie mit 4 Stadien)
3. Herz:
Linksherzinsuffizienz (Herzschwäche) und koronare Herzkrankheit sind Todesursache bei 2/3 der Hypertoniker:
- Druckhypertrophie (Vergrößerung und Verdickung) der linken Herzkammer bis auf ein Gewicht jenseits der kritischen Marke von 500 g -> Pumpschwäche.
Echokardiografie: Verdickung der Herzwand (insb. Septum enddiastolisch > 11 mm). Diese stellt einen Risikofaktor für das spätere Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen dar. Röntgen: Verbreiterung+ Vergrößerung des Herzschattens. Aortenelongation. EKG: Linksherzhypertrophiezeichen (Sokolow Index Sv1+Rv5/6 > 3,5mV), später Erregungsrückbildungsstörungen.
- - Koronare Herzkrankheit: 4 Erscheinungsformen sind möglich: Angina pectoris mit Brustschmerzen, Herzinfarkt, plötzlicher Herztod und Linksherzinsuffizienz.
4. Gehirn:
Komplikationen bei den Gehirngefäßen stellen die Todesursache bei ca. 15% der Hypertoniker.
- Schlaganfall durch Verminderung der Hirndurchblutung (85%) aufgrund der Arterienverkalkung -> Hirninfarkt
- Schlaganfall durch stark vermehrte Hirndurchblutung (15%) durch den erhöhten Druck -> Hirnmassenblutung
- Hypertensiver Notfall mit Versagen der Autoblutdruckregulation des Gehirns mit Erweiterung der Hirngefäße - s.o.
5. Augen:
Die Betrachtung des Augenhintergrunds stellt eine Methode zur weiteren Stadieneinteilung des Hypertonus dar. Die Veränderungen der Netzhautgefäße und somit des Augenhintergrundes werden in 4 Schweregrade eingeteilt. Auch die Sehschärfe kann somit durch den Blutdruck beeinflußt werden und im Extremfall durch Schädigung der Netzhaut zur Erblindung führen.
6. Nieren:
Ausbildung einer Schrumpfniere durch die Arterienverkalkung. Die daraus resultierende Minderdurchblutung der Niere führt über den sog. Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus wiederum zu einer Erhöhung des Blutdrucks, so dass der bereits vorbestehende Hypertonus verschlimmert bzw. fixiert wird. Im weiteren Verlauf drohen Einschränkung der Nierenfunktion mit Niereninsuffizienz. Test: Urin auf Mikroalbumine (Ausscheidung kleinster Eiweißpartikel, welche normalerweise von einer voll funktionstüchtigen Niere gefiltert und im Körper zurückbehalten werden) als Verlaufskontrolle und Schweregradeinteilung, sowie Kreatinin-Clearance.
7. Bauchaortenaneurysma:
10% der männlichen Hypertoniker sind hiervon betroffen. Es handelt sich um eine Aussackung der Schlagader, welche von Zerreißung bedroht ist. 90% liegen unterhalb des Abgangs der Nierenarterie. Hier sind regelmäßige sonografische Kontrollen angezeigt. Bei einer Größe von > 3cm Außendurchmesser liegt das jährliche Rupturrisiko (Zerreißung) bei 3%, bei einer Größe > 5cm bei 10% -> OP-Indikation!
8. Aortendissektion:
hierbei kommt es durch einen Einriß innerhalb der Gefäßwand zur Bildung eines zweiten, falschen Lumens der Schlagader, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Fast 100 % liegen im oberen Bereich der Schlagader, also im Brustbereich. Symptome: starke, evtl. wandernde Brustschmerzen evtl. mit Ausstrahlung in den Bauch, evtl. Blutdruck- und Pulsdifferenz an beiden Armen, plötzliche Herzschwäche, Herzinfarkt, Einblutungen in Brust- und Bauchhöhle. Unbehandelt versterben 80% der Patienten innerhalb von 2 Wochen an der Zerreißung der Schlagader.
Hieraus wird deutlich, dass ein gut eingestellter Blutdruck zur Vermeidung der vielfältigen Komplikationen oberstes ziel sein sollte!