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Medikamente für den Bluthochdruck

Die antihypertensive (Bluthochdruck) Therapie verfolgt das Ziel, mit möglichst geringen Nebenwirkungen das erhöhte kardiovaskuläre Risiko effektiv zu reduzieren. Da häufig kardiovaskuläre Begleiterkrankungen oder Endorganschäden vorliegen und in diesen Fällen die Zielblutdruckwerte niedriger definiert werden als früher, ist für die Mehrzahl der Hypertoniker (Bluthochdruckkranker) eine Kombinationstherapie erforderlich. Die individuell unterschiedlichen Begleiterkrankungen, Endorganschäden und Nebenwirkungsprofile lassen die optimale Differentialtherapie mit den zur Verfügung stehenden Antihypertensiva (Medikamente gegen Blutchochdruck) als strategisches Ziel der medikamentösen Behandlung erscheinen.

Die medikamentöse Behandlung ist eine Dauertherapie über Jahre, oft auch lebenslang, daher erfordert sie eine gute Aufklärung des Patienten. Zu Beginn reagiert der Organismus häufig mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel, weil der Körper sich an den erhöhten Blutdruck gewöhnt hat und sich erst auf die niedrigeren, normale Werte einstellen muß. Diese Symptome dauern für gewöhnlich wenige Wochen an und verschwinden dann wieder, wenn sich der Körper an die normalisierten Werte adaptiert hat. Diese Symptome stellen daher, wenn kein dramatischer Blutdruckabfall einhergeht und die Symptome den Patienten nicht gefährden (z.B. Sturzneigung bei Schwindel mit Frakturgefahr) keine Indikation zum Therapieabbruch dar. Weiterhin benötigt jedes Medikament eine gewisse Zeit, bis es seinen Wirkspiegel erreicht hat und seine volle Wirkung entfalten kann. Es macht daher keinen Sinn alle paar Tage die Medikation zu ändern, weil sich erstmal wenig tut. Die volle Wirksamkeit eines Medikament wird in der Regel nach 2-6 Wochen erreicht. Daher sollte immer mit einer niedrigen Dosierung begonnen werden. Aufgrund der physiologischen zirkadianen Rhythmik mit Höchstwerten am Morgen und Tiefstwerten im Schlaf sollten Antihypertensiva morgens noch vor dem Aufstehen genommen werden, weitere Dosen über den Tag verteilt sollten dann in Abhängigkeit vom Blutdrucktagesverlauf eingenommen werden. Nächtliche Hypotonien müssen dabei jedoch vermieden werden (insb. bei älteren Menschen mit der Gefahr der cerebralen Minderdurchblutung und des orthostatischen Kollapses beim Aufstehen mit wiederum Sturzgefahr).

Ein weitverbreiteter Fehler unter den Patienten ist, nach Normalisierung des Blutdrucks die Tabletten eigenmächtig abzusetzen, woraufhin der Blutdruck postwendend wieder ansteigt und nach Absetzen von bestimmten Medikamenten sogar zu einem gefährlichen Rebound-Phänomen führen kann, welches dann krisenhafte und lebensbedrohliche Blutdrucksteigerungen auslösen kann. Man muß daher Patienten unbedingt explizit darauf hinweisen, dass die Normalisierung der Blutdruckwerte nicht bedeutet, dass man "geheilt" ist und die Medikamente absetzten kann, sondern dass die Werte normal sind, WEIL man die Tabletten nimmt, Hypertonie stellt keine kurzfristige Störung dar, sondern eine - meist lebenslange - Krankheit, welche auch weiterbesteht, wenn unter Medikamenten die Blutdruckwerte gut eingestellt sind.

Treten nach einer Weile der guten Einstellung wieder erhöhte Werte auf, so ist es vermutlich zu einer Adaptation an die bisherigen Medikamente gekommen und es bedarf einer Therapieumstellung oder -ergänzung. Zur Verlaufskontrolle eigenen sich v.a. Selbstmessungen und regelmäßige Messungen in der Arztpraxis. Im einzelnen Fall läßt sich nicht voraussagen, auf welches blutdrucksenkende Medikament ein Patient mit Hypertonus am besten anspricht. Deshalb können die hier dargestellten Therapievorschläge nur als Orientierungshilfe gelten.