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Schilddrüsenhormone

Auch die Schilddrüsenhormone beeinflussen den Blutdruck. Dabei können sowohl eine Hyperthyreose, also eine Schilddrüsenüberfunktion, bei der zu viele Schilddrüsenhormone gebildet werden, als auch eine Hypothyreose, eine Unterfunktion der Schilddrüse mit zu wenigen Schilddrüsenhormonen, zu einem erhöhten Blutdruck führen.

Sind die Symptome einer Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse klar ausgeprägt, so ist die Diagnose nicht schwer.

Leidet ein Patient unter einem schnellen Puls (Herzrasen), starkem Schwitzen, Gewichtsverlust und hohem Blutdruck, so kann dies auf eine Hyperthyreose hindeuten.

Mehr Probleme bereitet oft die Diagnose einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). So sollte allein aufgrund erhöhter Cholesterinwerte und einem hohen Blutdruck an diese Störung gedacht werden. Zu den klassischen Symptomen der Erkrankung, die aber nicht immer alle ausgeprägt vorhanden sind, zählen unter anderem: Müdigkeit, Kälteunverträglichkeit, Störungen der Gedächtnisfunktion und Depressionen.

Einfluss auf den Blutdruck

Schilddrüsenhormone haben vielfältige Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem. Sie steigern direkt die Herzleistung, genauer gesagt, kommt es zu einem Anstieg des Herzzeitvolumens. Darunter versteht man die Menge des Blutes, die in einem bestimmten Zeitraum in den Kreislauf gepumpt wird. Außerdem führen sie auch direkt zu einer Steigerung der Herzfrequenz. Ferner machen sie das Herz empfindlicher für die Wirkung der Katecholamine, also für Adrenalin und Noradrenalin. Diese Stoffe haben auch einen steigernden Effekt auf die Herzleistung.

Im peripheren Kreislauf führen die Schilddrüsenhormone zu einer Weitstellung der Gefäße (Vasodilatation) und einer Erhöhung des Blutvolumens.

Diese Effekte sind bei einem Überangebot der Schilddrüsenhormone, also einer Hyperthyreose zu beobachten. Die Auswirkung auf den Blutdruck ist keine übermäßige Blutdrucksteigerung, denn dem erhöhten Schlagvolumen des Herzens (= Blutdruck steigernder Effekt) steht die Gefäßweitstellung im peripheren Blutkreislauf (= Blutdruck senkender Effekt) gegenüber. Ein typischer Blutdruckwert bei einer Hyperthyreose ist 140/70 mmHg. Der systolische Blutdruckwert (1. Wert) ist leicht erhöht, der diastolische Wert (2. Blutdruckwert) ist erniedrigt. Eine isolierte Erhöhung des systolischen Wertes ist auch möglich.

Eine Schilddrüsenunterfunktion hat andere Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem. Sie führt zu einer Verengung der peripheren Gefäße. Dies steigert den Blutdruck. Am Herzen verlängert sich im linken Ventrikel (= linke Herzkammer) die sogenannte diastolische Relaxationszeit (= Erschlaffungszeit des Herzmuskels). Die Folge kann eine Verminderung des Herzzeitvolumens sein (Blutdruck senkender Effekt). Die Auswirkungen auf den Blutdruck sind bei einer Hypothyreose eine Erhöhung des diastolischen Blutdruckwertes. Ein typischer Wert ist beispielsweise 140/110 mmHg. Bei einer Hypothyreose ist aber auch ein erniedrigter Blutdruck möglich.

Diagnose

Die Diagnose der Schilddrüsenfehlfunktion ist nicht schwierig. Dazu wird aus einer Blutprobe der sogenannte TSH-Wert ermittelt. "TSH" bedeutet Thyreoidea-stimulierendes - die Schilddrüse anregendes - Hormon. Bei zu niedrigen Werten kann eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen. Demgegenüber zeigt ein zu hoher Wert meist eine Schilddrüsenunterfunktion an.

Das Entscheidende bei der Diagnostik ist, dass der behandelnde Mediziner bei bestimmten - auch sehr unspezifischen Symptomen - eine Fehlfunktion der Schilddrüse in Erwägung zieht und entsprechende Untersuchungen veranlasst.

Bei Neugeborenen führt man in Deutschland im Rahmen des Neugeborenenscreenings bereits routinemäßig eine Überprüfung der Schilddrüsenfunktion durch. Bei Erwachsenen ist dies bisher noch nicht der Fall.

Behandlung

Steht die Diagnose fest, kann eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse relativ einfach behandelt werden. Bei der Überfunktion werden Medikamente verordnet, welche die Überproduktion der Schilddrüse eindämmen. Es besteht auch die Möglichkeit einer Radiojodtherapie, bei der überschüssiges Schilddrüsengewebe reduziert wird. Bei einer Unterfunktion werden die Schilddrüsenhormone in Tablettenform zugeführt.

Ist die Grunderkrankung erfolgreich behandelt, so reguliert sich auch der Blutdruck wieder auf Normalwerte ein.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009